Ornamentik I: Die Rose

Im Treppenhaus befindet sich ein geschnitzes und farbig gefasstes Geländer aus der Bauzeit. Jetzt wurde ich schon oft gefragt, ob es sich bei dem Blumenornament um die Lippische Rose handelt: Nein, muss ich sagen, es handelt sich eher um ein Rosetten-Ornament, wie es zum Beispiel im Fachwerkbau als Fächerrosette seit der Weserrenaissance im Ostwestfälischen Raum beliebt war.
 
Die Lippische Rose ist ein heraldisches Motiv, da sie das Wappenzeichen der Edelherren zur Lippe ist. Sie wird mit fünf roten Blütenblättern und fünf gelben Kelchblättern dargestellt und sieht so aus:
Lippische Rose.
Tudorrose.
Verwandt ist sie der Tudor-Rose, die zusätzlich einen weißen (hier silbernen) Kranz aus Blütenblättern aufweist.

Rosette an romanischem Kapitell.
Unsere Blume hingegen ist eine Rosette, wie sie die Ornamentik schon seit der Antike kennt. Auch andere Kulturen kennen das Motiv, weil es wahrscheinlich unserem Sinn für Harmonie und Ästhetik in besonderer Weise entspricht. Schon Kinder zeichnen gern solche Blumen, bei denen um einen Mittelpunkt Kreissegmente gruppiert werden. In der Geometrie entsteht so eine Zirkelblume; wenn man sie nach außen erweitert wird es die buddhistische Blume des Lebens.


Zirkelblume.

Unsere Rosette am Treppengeländer hat 18 Segmente, die durch eine kreuzförmige Einteilung entstanden sind, wobei jedes Viertel wieder in drei "Blütenblätter" geteilt ist. Abwechselnd sind die Segmente außerdem nach innen und nach außen gewölbt.
Rosette am Treppengeländer, ca.1755.

Weitere kleine Rosetten finden sich übrigens im Sockelfries des Tapetenzimmers.

Rosetten im Tapetenzimmer, ca. 1810.

Über der Rosette befindet sich eine andere stilisierte Blume.
Soviel dazu, ornamenthistorisches Thema nächste Woche: Tulpe, Lilie, Fleur de Lys.- auch sehr spannend!

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